Die SXSW 2019 ist mittlerweile zu Ende gegangen und auch in diesem Jahr wusste die Messe, die mit ihren unterschiedlichen Teilbereichen neun Tage lang halb Austin in Beschlag nahm, wieder zu begeistern, inspirieren und erstaunen. Und sie hielt dieses Mal auch einige Neuerungen bereit.
Zwei Zutaten für ein ausgezeichnetes Erlebnis
Es ist immer wieder ein besonderes Flair, dass durch die Straßen Austins strömt, wenn die SXSW für ein paar Tage in der texanischen Hauptstadt stattfindet. Tausende Menschen laufen durch die Straßen, manche davon werden für die Dauer der Konferenz sogar eigens für Autos gesperrt, alle auf der Suche neuen Ideen und Gadgets, guter Musik, interessanten Filmen oder einfach nur anreichernden Gesprächen.
Denn die beiden größten Alleinstellungsmerkmale der SXSW sind seit vielen Jahren bereits das vielfältige Angebot und die Einstellung des Großteils der Besucher. So gibt es neben dem Interactive, einen Musik-, einen Film-, einen Comedy- und, in diesem Jahr zum ersten Mal, einen Gaming-Teil.
Alle diese verschiedenen Teilbereiche laufen teils parallel, teils versetzt, aber alle innerhalb der neun Tage ab. Man kann also auch als Interactive-Teilnehmer Filme anschauen, oder sich Konzerte anhören, in Austin verschmilzt alles zu einem wunderbaren Gesamterlebnis.
Das liegt unter anderem auch an der Mentalität der Teilnehmer. Die meisten Leute, die die SXSW besuchen, kommen mit einer aufgeschlossenen Haltung und der Suche nach Austausch nach Texas. Und in der ungezwungenen Atmosphäre finden sie dann auch genau das, was sie suchen.
Können Maschinen lieben?
Zum Networken ist die SXSW unersetzlich. Bei keiner anderen Veranstaltung wird ein derart perfekter Rahmen geschaffen, um so leicht in Dialog mit anderen Teilnehmern zu treten. So empfiehlt es sich durchaus auch, das Eventprogramm mal Eventprogramm sein zu lassen und sich einfach treiben zu lassen. In den zahlreichen Bars, Häusern und Hotels spannende Kontakte zu knüpfen und die Stadt auf sich wirken zu lassen.
Das Problem dabei ist allerdings nur, dass man dann wirklich hervorragendes Programm verpasst, egal in welchem Bereich. Der Interactive Teil war dieses Jahr vor allem von dem Thema Empathie geprägt. In zahlreichen Vorträgen und Diskussionen, ging es um die Frage, wie man etwa Künstlichen Intelligenzen diese beibringen könne. Eine abschließende Antwort gab es zwar nicht zu vernehmen, allerdings stimmt es doch etwas beruhigend, wenn auch im Silicon Valley mit der move fast and break things-Attitüde, über solche Themen nachgedacht wird.
Es wird politisch in Texas
Zwei Damen, die mit zusätzlichen Regulierungen dieser Einstellung etwas Einhalt gebieten wollen, waren ebenfalls vor Ort. Die US-amerikanische Senatorin Elizabeth Warren, derzeit aussichtsreiche Kandidatin der Demokratischen Partei für die nächste Präsidentschaftswahl, und Alexandria Ocasio-Cortez sprachen sich lautstark für ein gerechteres Amerika aus.
Insbesondere Ocasio-Cortez, seit Januar 2019 jüngste Kongressabgeordnete der USA und momentan so etwas wie der Shootingstar der Demokraten, schreckte nicht davor zurück, das in den Vereinigten Staaten so gefürchtete Wort Sozialismus in den Mund zu nehmen und diesen auch zu fordern.
Covfefe
Auch abseits der vielen Vorträge lockte der Interactive Teil der SXSW die Besucher mit allerhand interessanten Erfahrungen, die in den zahlreichen Häusern und Freiflächen verschiedener Konzerne, zu entdecken waren. Amazon etwa machte mit einem Garten Eden, Streichelzoo und Streichertrio inklusive, auf seine neue Prime Video Serie Good Omens aufmerksam und bei HBO wiederum konnte man Westeros live erleben, vorausgesetzt man spendete vorher Blut.
Weniger martialisch ging es bei Bose zu, dort durfte man deren neue Sonnenbrille testen, die mittels Schallwellenübertragung am Kopf gleichzeitig auch als Kopfhörer funktioniert. Sony wiederrum widmete seine Halle der Frage danach, ob KI die Kreativität der Menschen, insbesondere wenn es darum geht, Musik zu kreieren, bereichern kann. Und das Team der Daily Show um Moderator Trevor Noah widmete dem amtierenden Präsidenten der USA seine eigene Präsidentenbibliothek und stellte eine illustrere Auswahl seiner verrücktesten Tweets zur Schau.
So viel zu entdecken, so wenig Zeit
Aber auch die unzähligen Konzerte von Künstlern aus aller Welt wussten in diesem Jahr wieder vollends zu überzeugen. Es ist schier unglaublich, wie viel tolle und unterschiedliche Musik man binnen so weniger Tage entdecken kann. Nicht umsonst bezeichnet sich Austin selbst als Livemusik-Hauptstadt der USA und verdient sich dieses Label während der SXSW jedes Jahr aufs Neue. Besonders hervorzuheben war dieses Jahr die australische Punkband Waax. Wer denkt, Punk sei tot, hat diese energiegetriebene Powerperformance noch nie gesehen.
Auch hier ist das einzige Problem, dass man stets das mulmige Gefühl im Hinterkopf hat, während man bei einem Konzert ist, verpasst man gleichzeitig mindestens fünf andere, ebenso ansprechende. Oder die zahlreichen Filme. So feierte etwa „Wir“, der zweite Horrorfilm von Regisseur Jordan Peele auf der SXSW Premiere. Auch der äußerst mitreißende Dokumentarfilm „Running with Beto“, der im April auf HBO laufen wird, wurde gezeigt. Dieser begleitet den demokratischen Kongressabgeordneten Beto O’Rourke bei seinem Versuch, im erzkonservativen Texas Senator zu werden.
Auf Wiedersehen und schnelle Genesung
All das sind aber nur Bruchteile und kleine Einblicke in das Erlebnis, das die SXSW zu bieten hat. Und richtig beschreiben kann man es ohnehin nicht. So platt sich das anhört, aber das muss man erleben. Auch wenn es dieses Jahr wohl einige Verletzungen mehr zu beklagen gab. Uber, Lyft und Lime stellten nämlich ihre E-Scooter zum Mieten zur Verfügung. Ob diese Idee wirklich so klug war, lässt sich aber wohl erst sagen, wenn alle Knochen wieder geheilt sind.
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