Negative Campaigning im US-Wahlkampf

Der US-Wahlkampf – der Wettstreit um den besten Mann oder die beste Frau, den man ausschließlich mit Hilfe von finanziellen Mitteln an sich reißen kann – so denken zumindest die meisten. Jedoch steht nicht nur das Finanzielle im Fokus: beliebt ist und ausgekostet wird dabei die Taktik, sich selbst einen Vorteil zu verschaffen und ins positive Licht zu rücken, indem Negatives über Rivalen verbreitet wird. Der US-Wahlkampf gilt schon fast als traditionell schmutzig – Negative Campaigning ist ein Charakteristikum des US-amerikanischen Wahlkampfes, kann sehr brutal sein und schnell Präsidentschaftsträume beenden, wenn zum Beispiel Aussagen, Fotos, Jugendsünden oder Sonstiges der Konkurrentin oder des Konkurrenten veröffentlicht wird. Dass ein Politiker oder Politikerin seine bzw. ihren Gegner sanft kritisieren, soll man schon gar nicht mehr zu erwarten versuchen. Eine Verschonung des- oder derjenigen bleibt aus. 

Ein Theaterstück für die Bürger, eine Katastrophe für die gegnerische Seite. Klingt schon fast wie Politik nach Drehbuch. Frank Underwood erweist sich in „House of Cards“ als Meisterschüler Machiavellis. Auf dem Weg ins Weiße Haus schreckt er selbst vor Morden nicht zurück, Schmutzkampagnen und Attacken gegen seine Gegner gehören zum Alltag und zum Tagesgeschäft.

In der Realität wird zwar nicht gemordet, aber immerhin stark beschimpft.

Was genau ist negative campaigning?

Der Terminus “negative campaigning” ist sehr verschwommen und auch vielfach interpretiert. Die Medien setzen diesen Begriff mit einer Schlammschlacht gleich, die Rivalen sehen ihn eher als persönliche Diffamierung und Hetzekampagne. Negativismus wird eben von jedem anders aufgefasst. 

Heike Kaltenthaler, PR-Expertin und Wahlsoziologin, hat in einer Diskussion über die Ursprünge des Negative Campaigning in amerikanischen Wahlkämpfen eine weite und eine enge Definition bereit.

Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive kann zwischen verschiedenen Formen negativer politischer Werbung unterschieden werden, vor allem zwischen sogenannten “Trait Attacks”, also Attacken auf den Charakter und Issue-Angriffen.

Welche Vor- und Nachteile Negative Campaigning mit sich bringt und warum diese Taktik so stark kritisiert wird, könnt Ihr der aktuellen Episode von Pennsylvania Avenue entnehmen.

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Zahlen, Daten, Fakten und Statistiken, die für den Podcast, das YouTube Video und den Artikel verwendet wurden, sind den folgenden Quellen entnommen worden:

Althaus, Marco, Über und unter der Gürtellinie. Negative Campaigning und die professionelle Ethik des Angriffs”, 2005, in: Politik nach Drehbuch. Von der Kommunikation zum Politischen Marketing, Publisher Lit. Verlag, S. 131, 133, 137-138.

Burgard, Jan Philipp, „Negative Campaigning im US-Wahlkampf”, 2016, Politik & Kommunikation, https://bit.ly/3iCKvfr (letzter Zugriff 30.09.2020). 

Cassese, Erin C. und Holman, Mirya R., “Party and Gender Stereotypes in Campaign Attacks”, 24.07.2017, Political Behavior, 40, 785-807 (2018). 

Dolezal, Martin; Haselmayer, Martin; Johann, David; Thomas, Kathrin und Ennser-Jedenastik, Laurenz, „Negative Campaigning”, Kapitel 5, Vienna University Library, https://bit.ly/2Ydf55H (letzter Zugriff am 30.09.2020).  

Garramone, Gina M., Voter Responses to Negative Political Ads”, 1984, Vol 61, Issue 2, S. 250 ff. 

Holtz-Bacha, Christina,  Negative Campaigning: in Deutschland negativ aufgenommen”, 2001, Zeitschrift für Parlamentsfragen, Vol. 32, No. 3, Nomos Verlagsgesellschaft mbH, S. 669-677.  

Rauhn, Christina Angela, „Theoretische Grundlagen I: Negative Campaigning”, in: Wahlkampf im Kontext, 2016, Springer VS, Wiesbaden, S. 15-16.

Wikipedia, „Negative Campaigning”, https://bit.ly/3qKyZl4 (letzter Zugriff am 29.09.2020).

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