Von der Antike bis zur Gegenwart haben Städte immer eine herausragende Rolle in der Geschichte der Menschheit gespielt. Sei es das klassische Athen, das mächtige Rom, das pulsierende New York oder das aufstrebende Shanghai – stets waren es die Metropolen, die den Takt des Fortschritts angaben und zu den Epizentren menschlicher Errungenschaften avancierten. Heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in Städten – Tendenz steigend.
Es gibt keine Mauern, die hoch genug sind, um uns vor den Herausforderungen der Zukunft zu schützen.
Ian Goldin
Doch mit dem rasanten Wachstum urbaner Räume gehen auch bedeutende Herausforderungen einher. Dies beleuchtet Ian Goldin, renommierter Professor für Globalisierung und Entwicklung an der University of Oxford, in seinem jüngsten Werk „Age of the City: Why our Future will be Won or Lost Together“. Gemeinsam mit Tom Lee-Devlin wirft er einen kritischen Blick auf die Verteilung von Reichtum und Macht in der heutigen Welt. Ihre Diagnose: Globalisierung und technologische Veränderungen haben dazu geführt, dass nur eine Handvoll Metropolen weltweit prosperieren, während zahlreiche kleinere Städte und Gemeinden ins Hintertreffen geraten. Ein Nährboden für populistische Strömungen.
Dabei sind es gleichzeitig gerade die scheinbar erfolgreichen Großstädte wie London oder San Francisco, in denen die soziale Kluft rasant wächst. Der Rückzug in digitale Blasen bedroht zudem den sozialen Zusammenhalt und das gemeinschaftliche Miteinander.
Die Gefahren, denen unsere urbanisierten Gesellschaften gegenüberstehen, sind vielfältig: Neben sozialen Spannungen rücken Pandemien und der Klimawandel in den Fokus der städtischen Agenda. Wie navigieren wir durch diese komplexen Herausforderungen? Wie können Städte zu Orten der Chancengleichheit und des sozialen Zusammenhalts werden, statt zu Brutstätten politischer Radikalisierung?
Diese und viele weitere Fragen diskutierte Ian Goldin im Rahmen der DLD Circular in München. Im Gespräch mit Daniel Fürg gewährte er tiefe Einblicke in seine Forschung und skizzierte mögliche Zukunftsszenarien für unsere urbanisierten Gesellschaften.
Es bleibt abzuwarten, welche Wege Städte künftig einschlagen werden. Sicher ist jedoch, dass sie im Zentrum der Debatten um unsere gemeinsame Zukunft stehen werden. Es ist an der Zeit, diesen Diskurs aktiv zu gestalten und Lösungen für die drängendsten Fragen unserer Zeit zu finden.
Fotoquelle: Dominik Gigler for DLD / Hubert Burda Media