In wirtschaftlich schwierigen Zeiten stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, kurzfristig zu reagieren und gleichzeitig langfristig zu überleben. Kostensenkungen sind oft die erste Maßnahme, doch laut Sanna Suvanto-Harsaae, Aufsichtsratsvorsitzende bei Finnair, BoConcept und Posti, ist dieser Ansatz nicht ausreichend. „Wer nur überall ein bisschen kürzt, erreicht nichts. Man muss tiefgreifende Entscheidungen treffen und klar priorisieren, um wirklich etwas zu verändern“, betont sie am Rande des Nordic Business Forums in Helsinki. Oberflächliche Einsparungen helfen nur kurzfristig, während grundlegende Veränderungen und strategische Entscheidungen nötig sind, um gestärkt aus einer Krise hervorzugehen.
Gezielte Entscheidungen statt Käseschneidemethode
Die sogenannte Käseschneidemethode, bei der alle Bereiche eines Unternehmens gleichmäßig um einen kleinen Prozentsatz gekürzt werden, sieht Suvanto-Harsaae kritisch. Diese Art der Einsparungen führe dazu, dass Unternehmen und ihre Mitarbeiter unter immer höherem Druck arbeiten, ohne dass sich an den zugrunde liegenden Problemen etwas ändert. Stattdessen fordert sie mutige, gezielte Einschnitte. „Wenn man tiefgreifende Einschnitte macht, zwingt man das Unternehmen, anders zu arbeiten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, erklärt sie. Dies könne langfristig zu echtem Wandel und Verbesserungen führen, während das ständige „ein bisschen kürzen“ keine nachhaltigen Erfolge bringe.
Junge Führungskräfte gehen neue Wege
Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen sieht Suvanto-Harsaae auch in der Art der Führung einen wichtigen Erfolgsfaktor. Besonders bei jungen Führungskräften beobachtet sie eine größere Offenheit gegenüber neuen Ansätzen. „Die jüngeren Führungskräfte verstehen, dass sie nicht alles allein schaffen können“, sagt sie. Viele holen sich Rat bei Coaches und Mentoren, was ihnen einen Vorteil verschafft, denn in einer schnelllebigen Welt ist es unmöglich, als Einzelperson alle Antworten zu kennen. Im Gegensatz dazu seien ältere Führungskräfte oft noch der Überzeugung, als CEO alle Probleme allein lösen zu müssen. Diese Denkweise sei jedoch veraltet, da moderne Unternehmen Flexibilität und Teamarbeit erfordern.
Unternehmenszweck als Schlüssel zum Erfolg
Für Suvanto-Harsaae ist jedoch nicht nur die Führung selbst von Bedeutung, sondern auch die klare Definition des Unternehmenszwecks. In einer Zeit, in der Mitarbeiter immer stärker hinterfragen, wofür ihr Unternehmen steht, sei es wichtiger denn je, einen klaren Zweck und eine Mission zu haben. „Zweck und Sinn sind wichtiger als Werte“, betont sie. Es reiche nicht, nur profitabel zu sein – die Mitarbeiter wollen verstehen, welchen Beitrag das Unternehmen zur Gesellschaft leistet. Dieser Fokus auf den Zweck helfe nicht nur, das Engagement der Belegschaft zu stärken, sondern sei auch ein wesentlicher Bestandteil des langfristigen Unternehmenserfolgs.
Krisen als Chance für Wandel
Am Ende geht es für Sanna Suvanto-Harsaae darum, Krisen nicht nur als Bedrohung zu sehen, sondern auch als Chance, echte Veränderungen anzustoßen. „Man darf eine gute Krise nicht verschwenden“, sagt sie. Führungskräfte, die in der Lage sind, mutige Entscheidungen zu treffen, eine klare Strategie zu verfolgen und gleichzeitig den Unternehmenszweck in den Vordergrund zu stellen, haben die besten Chancen, gestärkt aus Krisen hervorzugehen und langfristigen Erfolg zu sichern.
Fotoquelle: Sami Tuoriniemi / Nordic Business Forum
