Die Zeiten sind unruhig: Krieg, politische Umwälzungen und wirtschaftliche Unsicherheiten prägen die Schlagzeilen. Doch gerade in solch bewegten Momenten wird die Fähigkeit, kluge Entscheidungen in finanziellen Fragen zu treffen, besonders wichtig. Es geht weniger um schnelle Reaktionen als um strategisches Handeln mit einem klaren Fokus auf langfristige Stabilität.
„Cool bleiben“ als Prinzip
Saidi Sulilatu, Chefredakteur und Geschäftsführer von Finanztip, betont, wie wichtig es ist, in Krisenzeiten Ruhe zu bewahren. Die vergangenen Jahre waren geprägt von einer relativen Stabilität an den Finanzmärkten, auch wenn es zwischendurch ökonomische Einbrüche wie die Corona-Pandemie gab. Doch trotz aktueller Herausforderungen – von geopolitischen Konflikten über hohe Inflationsraten bis hin zu einem unsicheren Zinsumfeld – zeigt sich, dass langfristige Strategien weiterhin Bestand haben. „Breit gestreute Anlagen wie Aktien-ETFs bleiben die verlässlichste Methode, um Vermögen aufzubauen und Krisen auszusitzen“, so Sulilatu.
Breit gestreute Anlagen wie Aktien-ETFs bleiben die verlässlichste Methode, um Vermögen aufzubauen und Krisen auszusitzen.
Saidi Sulilatu
Die Strategie dabei lautet: Geduld und Konsequenz. „Absichtlich langweilig“ nennt Sulilatu das Prinzip, das langfristige Erfolge sichert. Statt auf kurzfristige Trends oder Panikmache zu reagieren, setzen erfahrene Anleger auf eine regelmäßige Sparrate – etwa in global diversifizierte Indexfonds wie den MSCI World – und ergänzen dies durch liquide Rücklagen auf gut verzinsten Tagesgeldkonten. „Es geht darum, seine Finanzen von der Nachrichtenlage zu entkoppeln und auf Stabilität zu setzen.“
Langfristige Perspektiven trotz Unsicherheiten
Doch was tun, wenn der Aktienmarkt zu sehr von wenigen großen Konzernen wie Apple, Microsoft oder Nvidia abhängt? „Eine Konzentration in einzelnen Branchen oder Ländern mag kurzfristig Risiken bergen, aber langfristig gleichen sich diese Effekte aus“, erklärt Sulilatu. Auch die Debatte über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Investmentbereich zeigt: Ein technologischer Quantensprung könnte zwar Märkte verändern, doch die fundamentalen Prinzipien des Investierens bleiben bestehen. „Die Grundregel ist einfach: Wer breit streut, bleibt flexibel.“
Gerade im Ruhestand wird das oft falsch eingeschätzt. Ein großer Irrtum sei es, im Alter den Aktienanteil im Portfolio komplett aufzugeben. Stattdessen empfiehlt Sulilatu, selbst jenseits der 60 weiterhin einen signifikanten Anteil in Aktien zu halten, um Inflation auszugleichen und Vermögen langfristig zu bewahren.
Die Gefahr der Bequemlichkeit
Trotz wachsender Aufmerksamkeit für Finanzthemen sind die Fortschritte in Deutschland begrenzt. Zu viele Menschen verlassen sich noch auf provisionsbasierte Finanzprodukte, die langfristig erhebliche Kosten verursachen und den Vermögensaufbau behindern. „Die mangelnde Finanzbildung führt dazu, dass Verantwortung an Banken oder Vermittler delegiert wird“, kritisiert Sulilatu. Dabei ist es so einfach: Ein ETF-Sparplan ist in wenigen Minuten eingerichtet und bietet eine kostengünstige Möglichkeit, die eigene Altersvorsorge zu sichern.
Politische Weichenstellungen und Eigenverantwortung
Angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl stehen auch politische Reformen zur Diskussion. Eine steuerlich geförderte private Altersvorsorge könnte mehr Menschen motivieren, selbst aktiv zu werden. Doch entscheidend bleibt: Warten auf den Staat ist keine Lösung. Stattdessen müssen Bürger Eigeninitiative ergreifen und ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand nehmen.
Sulilatu bringt es auf den Punkt: „Finanzbildung, Disziplin und ein langfristiger Ansatz sind die Schlüssel zu einer stabilen Altersvorsorge – auch in unsicheren Zeiten.“