Signal

Die unsichtbare Bedrohung – Warum Datenschutz heute keine Option mehr ist

Guy Kawasaki im Gespräch mit Meredith Whittaker

Es war eine deutliche Botschaft, die Meredith Whittaker, President von Signal, auf der SXSW 2025 in Austin vermittelte: Privatsphäre ist kein optionaler Luxus, sondern eine fundamentale Voraussetzung für Demokratie und persönliche Freiheit. Gemeinsam mit dem Tech-Veteranen Guy Kawasaki sprach sie über die allgegenwärtige Gefahr der Massenüberwachung und die Notwendigkeit alternativer Kommunikationswege. Ihre Botschaft war unmissverständlich: Wer heute noch glaubt, nichts zu verbergen zu haben, hat die Tragweite digitaler Kontrolle nicht verstanden.

Die Illusion der sicheren Kommunikation

Die meisten Menschen vertrauen darauf, dass ihre Nachrichten sicher sind. Apple preist iMessage als verschlüsselt an, WhatsApp wirbt mit End-to-End-Verschlüsselung. Doch Whittaker entzauberte diese Marketingversprechen: „WhatsApp nutzt unsere Verschlüsselung, aber nur als dünne Schicht auf einem riesigen Datenberg.“ Metadaten wie Zeitstempel, Kommunikationspartner und Standorte werden weiterhin gespeichert – und sind oft wertvoller als die eigentlichen Inhalte. „Wir töten Menschen basierend auf Metadaten“, zitierte sie einen früheren CIA-Direktor und machte damit klar, welche Konsequenzen die allgegenwärtige Datensammlung hat.

Signal hingegen verfolgt einen radikal anderen Ansatz: Keine Speicherung, keine Hintertüren, keine Auswertung. „Der einzige Weg, Daten zu schützen, ist, sie gar nicht erst zu erheben“, erklärte Whittaker. Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigt die breite Nutzung von Signal in sicherheitskritischen Bereichen – von Journalisten über Menschenrechtsaktivisten bis hin zu Regierungen.

Die wachsende Gefahr durch KI

Ein weiteres zentrales Thema des Gesprächs war die rapide Entwicklung künstlicher Intelligenz und deren Einfluss auf die Privatsphäre. „KI verstärkt Überwachung“, betonte Whittaker. Algorithmen werten gigantische Datenmengen aus, erkennen Muster und optimieren Manipulationsstrategien. Die Plattformen von Meta und Google seien keine reinen Kommunikationsdienste, sondern gezielt darauf ausgelegt, Verhalten zu analysieren und zu steuern. Der jüngste Skandal um den Hack des US-Telekommunikationsnetzes durch mutmaßlich chinesische Angreifer zeigt, wie gefährlich diese Datenmengen sind. Millionen sensibler Nachrichten und Standorteinheiten fielen in die falschen Hände – mit unabsehbaren Konsequenzen.

Widerstand gegen den digitalen Fatalismus

Whittaker widersprach entschieden der weitverbreiteten Resignation gegenüber Überwachung. „Wir können die Dinge verändern – aber dafür müssen wir verstehen, was auf dem Spiel steht.“ Signal sei ein Beweis dafür, dass Privatsphäre nicht nur möglich, sondern auch praktikabel sei. Doch es brauche eine breite gesellschaftliche Bewegung, um gegen die zentrale Kontrolle von Kommunikation vorzugehen. Whittaker forderte Unternehmen, Regierungen und vor allem Nutzer auf, sich bewusst für sichere Alternativen zu entscheiden.

Zum Abschluss der Diskussion stellte Guy Kawasaki die entscheidende Frage: „Warum sollte jeder Signal nutzen?“ Die Antwort war einfach: „Weil es die einzige echte Alternative ist.“

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