Wann kommt das Ende des eigenen Autos?

Der Deutsche an sich – derartige Verallgemeinerungen verstärken bestehende Vorurteile und xenophobe Haltungen und sollten daher vermieden werden – liebt sein Auto. Der Deutsche an sich liebt sein Auto so sehr, dass er damit beinahe überall hinfährt. Das führt dazu, dass der Deutsche an sich eine Menge Zeit in Staus verbringt. Egal ob in überfüllten Großstädten, auf von Lastwagen verstopften Landstraßen oder auf baustellengesäumten Autobahnen, meistens steht oder rollt der Deutsche mehr in seinem heißgeliebten Automobil, als dass er damit wirklich fährt.

Carsharing auf dem Vormarsch

Doch spätestens seit den neusten Enthüllungen in Sachen Dieselaffäre und Kartellbildung hat das Saubermann-Image der stets so strahlenden deutschen Autofirmen einen gehörigen dunklen Fleck abbekommen. Einen Fleck, triefend vor Korruption und Gier, der den Deutschen an sich in ernste Bedrängnis bringt. Sicherlich kann er die finsteren Machenschaften dieser hochnäsigen Schlipsträger nicht weiter durch seine Kaufkraft unterstützen. Doch was tun? Auf andere, ausländische Marken umsteigen? Nur mit einigem Unbehagen und auch dann nur schweren Herzens. Das Fahrgefühl wäre doch sicherlich nicht mehr das Gleiche. Welche Option bleibt also? Der Verzicht auf einen eigenen motorisierten Untersatz? Undenkbar!
Aber ebenjenen Ansatz gehen Autohersteller wie BMW und Mercedes Benz mit ihren jeweiligen (Partner-)Projekten DriveNow und car2go bereits seit einigen Jahren auch in Deutschland. Carsharing ist das Gebot der Stunde. Dadurch sinkt die Notwendigkeit des Einzelnen sich ein eigenes Fahrzeug anzuschaffen, gleichzeitig bleibt der Fahrspaß jedoch erhalten.

Wir könnten eine Menge Geld und Zeit sparen…

Einen Schritt weiter geht dabei Uber. Der Personenbeförderungsgigant der, ganz getreu den Silicon Valley Praktiken, den Automobilmarkt durch seine disruptive Strategie nachhaltig verändern will, hat in Deutschland sicher nicht den einfachsten Stand. Doch in den USA, wo man sich nicht so sehr mit lästigen und teils veralteten Gesetzen oder Verordnungen herumschlagen muss, bietet Uber mit uberPOOL einen Gemeinschaftsfahrdienst an. Dort sammelt ein Fahrer mehrere Personen ein, deren Ziel innerhalb eines gewissen Radius liegt. Der Preis für die einzelnen Fahrtgäste fällt so deutlich geringer aus, als etwa bei einer normalen Uber- oder Taxifahrt.

Auf die Idee kam Uber unter anderem nach Auswertung einer Studie, die man in Manhattan durchführen ließ. Dort wurde die Dauer sämtlicher Taxifahrten in einem bestimmten Zeitraum gemessen. Anschließende Berechnungen ergaben schließlich, dass man mithilfe von Sammelfahrten alle Leute, mit einer lediglich verschwindend geringen Verspätung, an ihr Ziel bekommt. Dazu benötigt man jedoch nur 40% der bisher eingesetzten Autos.
Das entlastet die Straßen enorm und führt so allgemein zu weniger Verkehr. Eine Welt ganz ohne Staus und Warten wird allerdings nur mit komplett autonomen Fahrzeugen zu bewerkstelligen sein. Auch hier zeigen Studien, dass komplett vernetzte Autos so gesteuert werden können, dass jedes einzelne Fahrzeug beispielsweise eine achtspurige Kreuzung in Shanghai überqueren könnte, ohne dabei auch nur ein einziges Mal anhalten zu müssen. Wartezeiten im Auto wären damit für immer ein Mythos längst vergangener Tage.

Bis es indes so weit ist, werden noch Jahrzehnte voller Testläufe, Kinderkrankheiten, ethischer Überlegungen und hitziger Diskussionen verstreichen. Auch wenn Firmen wie Tesla, Google und Co in diesem Gebiet stets um Fortschritt bemüht sind, ist das ein derart radikaler Umbruch, der sicher nicht von einem Tag auf den anderen vollzogen werden kann. Besonders in einer Autofahrernation wie Deutschland nicht. Denn bevor der Deutsche an sich auf das eigenhändige Steuern seines Wagens verzichten würde, nimmt er paradoxerweise lieber sämtliche Staus und Wartezeiten in Kauf. Wahre Liebe erfordert manchmal eben auch Geduld.

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