Margarethe Honisch, Gründerin von Fortunalista

Margarethe Honisch: Wie schaffen wir mehr Finanzbildung bei Frauen?

Finanzbildung als Schlüssel zur Unabhängigkeit

Finanzen – ein Thema, das in der Vergangenheit oft als nüchtern, komplex oder schlichtweg „nichts für Frauen“ galt. Doch diese Haltung ist nicht nur überholt, sondern auch gefährlich. Besonders für Frauen in Deutschland, die durch den Gender Pay Gap und die Rentenlücke strukturell benachteiligt sind, wird finanzielle Bildung immer mehr zur Überlebensfrage. Trotz gestiegener Aufmerksamkeit für diese Themen ist die Zahl der Frauen, die sich aktiv mit ihren Finanzen auseinandersetzen, noch viel zu gering.

Ein Thema, das systematisch vernachlässigt wurde

Die unzureichende finanzielle Bildung und Beratung in Deutschland hat viele Ursachen, darunter auch eine fehlende politische Weichenstellung. Frauen übernehmen in der Regel noch immer den Löwenanteil der Care-Arbeit, arbeiten häufiger in Teilzeit und sind deshalb überproportional von Altersarmut betroffen. „Finanzbildung ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit – für alle“, betont Margarethe Honisch, Gründerin von Fortunalista, einer Plattform, die Frauen dabei unterstützt, finanzielle Kompetenz zu erlangen und ihre Altersvorsorge zu sichern.

Honisch sieht eine klare Verantwortung bei der Politik: „Es wird immer noch zu wenig darüber aufgeklärt, dass unsere gesetzliche Rente allein nicht ausreicht. Das Rentensystem in Deutschland setzt auf drei Säulen – und Investitionen gehören fest dazu. Doch das wissen viele einfach nicht.“ Dabei sind Frauen, die investieren, oft sogar erfolgreicher als Männer, da sie ihre Entscheidungen mit Bedacht treffen und sich intensiver vorbereiten.

Der Weg zur Selbstbestimmung

Für Frauen, die ihre finanzielle Unabhängigkeit erlangen wollen, empfiehlt Honisch einfache, aber klare Schritte. Der erste ist der Aufbau eines Notgroschens, um in unvorhergesehenen Situationen finanziell abgesichert zu sein. „Ein Notgroschen gibt Sicherheit, bevor man anfängt, in den Aktienmarkt zu investieren“, erklärt sie. Erst danach sei es sinnvoll, mit ETFs oder anderen breit gestreuten Anlageprodukten langfristig Vermögen aufzubauen.

In Deutschland verbinden viele Investitionen immer noch mit Spekulation, dabei sind sie eine notwendige Ergänzung zur gesetzlichen Rente.

Margarethe Honisch

Doch finanzielle Bildung ist nicht nur eine Frage des Wissens, sondern auch des Selbstbewusstseins. „Frauen fällt es oft schwer, sich mit Geld zu beschäftigen, weil sie sich schlicht nicht trauen oder denken, sie könnten es nicht“, sagt Honisch. Genau hier setzt Fortunalista an. Mit Webinaren, Kursen und dem intensiven Fortunalista Bootcamp werden Frauen über mehrere Wochen begleitet und befähigt, ihre Finanzen selbstständig zu managen.

Die Rentenlücke: Ein Weckruf

Die Rentenlücke bleibt jedoch ein drängendes Problem, das viele Frauen erst spät erkennen. „Wir haben Frauen in unseren Kursen, die über 50 sind und das erste Mal von der Rentenlücke hören. Für diese Altersgruppe wird es dann dramatisch, weil ihnen einfach die Zeit fehlt“, warnt Honisch. Lösungen wie das Generationenkapital, das in anderen Ländern erfolgreich umgesetzt wird, könnten auch in Deutschland helfen, Altersarmut zu reduzieren. „Wir müssen von Ländern wie Schweden oder den Niederlanden lernen, wo ein Teil der Rente systematisch am Kapitalmarkt investiert wird.“

Ein Appell an die Gesellschaft

Das Gespräch mit Margarethe Honisch zeigt, wie dringend finanzielle Bildung in Deutschland verankert werden muss – nicht nur in Schulen, sondern auch als gesellschaftliches Thema. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus, sondern eine Grundvoraussetzung für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Fortunalista trägt dazu bei, Frauen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um ihre finanzielle Zukunft aktiv zu gestalten. Ein Ansatz, der Mut macht – und Nachahmer finden sollte.

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Prev
Die Staatsbürgerschaft ist kein Spielball für Wahlkampfmanöver
Friedrich Merz

Die Staatsbürgerschaft ist kein Spielball für Wahlkampfmanöver

Friedrich Merz sollte sich von Populismus fern halten

Next
Das Ende der Verantwortung: Warum Meta die Kontrolle aufgibt
Mark Zuckerberg

Das Ende der Verantwortung: Warum Meta die Kontrolle aufgibt

Mark Zuckerberg öffnet Tür und Tor für Desinformation

Diese Beiträge könnten dir auch gefallen