Corona-Rettungskredite treffen auf harte Realität

Ich musste kurz schmunzeln, als Peter Altmaier, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, sagte, dass es keine Arbeitslosen durch die Corona-Krise geben sollte. Er sprach von schier unbegrenzten Mitteln, um Unternehmen in der Krise zu helfen. Niemand sollte im Regen stehen, machte auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder deutlich. Doch die Realität sieht leider etwas anders aus.

Soforthilfen nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Die Wirtschaft ist gerade zu einem mehr oder weniger kompletten Stillstand gekommen. Das trifft vor allem diejenigen hart, die von echtem, analogem Kundenverkehr abhängig sind – Einzelhändler, Gastronomen und viele mehr. Hier brechen die Umsätze teilweise restlos ein, obwohl viele der regelmäßigen Kosten gleich bleiben.

Die angedachten Soforthilfen, die je nach Mitarbeiterzahl zwischen 5.000 und 30.000 Euro liegen, können vielleicht über 2-4 Wochen helfen, doch dann wird es bei vielen sehr schnell sehr eng. Das ist tatsächlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

KfW-Kredite nur für profitable Unternehmen

Im Rahmen der Nothilfen gibt es neben den Soforthilfen auch noch ein Sonderkreditprogramm der staatlichen Förderbank KfW, die durch die Hausbanken der Unternehmen abgewickelt werden sollen. Die Darlehen sollen hier bis zu 90% durch den Staat garantiert werden – das verbleibende Risiko der jeweiligen Hausbank ist also überschaubar gering.

Doch die ersten Unternehmer berichten nun von Erfahrungen, die tragischerweise zu erwarten waren: Die Hausbanken prüfen die Kreditanträge genau und entscheiden ebenso konservativ wie vor der Krise. Eine Zusage scheinen nur diejenigen Unternehmen zu erhalten, die in den vergangenen drei Jahren profitabel gewesen sind.

Dadurch werden sämtliche Unternehmen, die ihre Einnahmen in den letzten Jahren vollständig in das eigene Wachstum investiert haben, abgestraft – insbesondere Startups oder junge Unternehmen haben nach diesen Kriterien kaum eine Chance auf eine Kreditzusage. Gleiches gilt wohl auch für Unternehmen, die gemeinnützig arbeiten und gar keine Gewinne erwirtschaften dürfen, dennoch aber eine wichtige Funktion in unserer Gesellschaft haben.

Rücklagen wurden abgestraft – das fällt uns nun auf die Füße

Deutschland hat die Bildung von Rücklagen in Unternehmen nie wirklich gefördert. Gewinne mussten grundsätzlich versteuert werden, ganz egal, wie sie verwendet werden sollten. Das hat besonders Solo-Unternehmer dazu verleitet, ihre Unternehmen auf ein tendenziell eher negatives Jahresergebnis zu optimieren – Steuernach- und vorauszahlungen sollten möglichst vermieden werden.

Hätten wir in den letzten Jahren Steuermodelle geschaffen, die eine Bildung von Rücklagen, also das Anhäufen von Gewinnen in Unternehmen, belohnt hätten, könnten viele Unternehmen heute sehr viel besser mit der Krise umgehen.

Echte Hilfe nur durch Konsequenz

Wenn wir also wirklich vermeiden wollen, dass eine Welle an zahlungsunfähigen Unternehmen auf uns zurollt, muss politisch mit Konsequenz gehandelt werden. Ohne eine vollständige Risikoübernahme durch den Bund, werden diejenigen Unternehmen, die jetzt tatsächlich Hilfe benötigen, keine Kreditzusagen erhalten.

Fotoquelle: nitpicker / Shutterstock.com

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