Viel ist noch nicht bekannt über das menschliche Gehirn. Zwar wurden in den letzten Jahrzehnten auch in der Neurologie immer wieder weitreichende Fortschritte erzielt, aber große Fragen bleiben weiterhin unbeantwortet. Wie kann das Gehirn trotz relativ geringer Energiezufuhr so leistungsfähig sein? Wodurch werden neurodegenerative Erkrankungen wie etwa die Alzheimer- oder Parkinson-Krankheit ausgelöst?
Das Gehirn verstehen
Prof. Dr. Newton Howard, zuständig für Computational Neurology and Functional Neurosurgery an der University of Oxford, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese und andere Rätsel zu entschlüsseln. Der frühere Mathematiker hat daher zusammen mit seinem Team die Fundamental Code Unit erstellt, sozusagen die Programmiersprache des Gehirns.
Damit ließen sich die Neuronen im Gehirn besser untersuchen und sukzessive Muster und Regeln aufstellen, nach derer diese arbeiten. Dabei kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Kommunikation zwischen den Neuronen mit einer Art Lichtsignal geschehen muss. Nicht umsonst hätte die Evolution dafür gesorgt, dass die Augen aus dem Kopf treten und für Licht empfänglich sind, so Prof. Dr. Howard.
Ungeahnte Möglichkeiten
Auf Basis dieses Wissens entwickelte das Team einen stecknadelgroßen Chip, der in die Großhirnrinde eingesetzt wird. Mittels dieses Plättchens lassen sich bereits heute erstaunliche, nach weit entfernter Zukunft klingende, Dinge anstellen. Da der Chip mit den Neuronen kommuniziert, ist es möglich, diese Informationen auszuwerten. So lassen sich etwa schädliche Signale einfach stummschalten. Patienten mit posttraumatischen Störungen können sich mit dieser Methode schlechte Erinnerungen einfach löschen lassen.
Aber es geht noch weiter: Bald werden so auch Krankheiten oder psychische Störungen entschlüsselt und bekämpft werden können. Der Mensch wird auf diesem Weg Sprachen in nie da gewesener Geschwindigkeit erlernen können. Oder Informationen buchstäblich vor seinem inneren Auge abspielen können – ganz ohne Monitor.
Ethische Verantwortung
Dass mit diesen weitreichenden Möglichkeiten gleichzeitig auch ethische Implikationen und Verantwortungen entstehen, ist Prof. Dr. Howard jedoch bekannt. Nicht auszudenken, was passiert, wenn dieses Produkt in den falschen Händen landet. Menschen würden sich so einfach manipulieren lassen. Über die Möglichkeiten und Risiken wird er 2019 unter anderem live berichten. Dann steht Prof. Dr. Newton Howard Anfang Februar auf der Bühne des 48forward Festivals in München.
Fotoquelle: Chris Nemes & Raluca Ciornea