Nein, Adolf Hitler war kein linker Kommunist

Die absurde These von Alice Weidel im Faktencheck

Im Gespräch mit Elon Musk hat Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag, eine bemerkenswerte These aufgestellt: Adolf Hitler sei ein „linker antisemitischer Kommunist“ gewesen. Die Behauptung, unterfüttert mit vermeintlich ökonomischen Argumenten, ist nicht nur geschichtswissenschaftlich unhaltbar, sondern auch eine gefährliche Verzerrung historischer Tatsachen. Es bedarf einer klaren Einordnung, um die ideologische Instrumentalisierung der Geschichte zu entlarven.

Der ideologische Kern des Nationalsozialismus

Adolf Hitler und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) vertraten eine Weltanschauung, die auf einem radikal rechten, nationalistischen und rassistischen Fundament beruhte. Der Begriff „Sozialismus“ im Parteinamen führte immer wieder zu Verwirrungen, wird aber durch die historische Kontextualisierung schnell entzaubert. Die NSDAP nutzte den Begriff opportunistisch, um Teile der Arbeiterschaft für ihre Agenda zu gewinnen. Tatsächlich war der Nationalsozialismus jedoch das diametrale Gegenteil sozialistischer Ideologien.

Während sozialistische Bewegungen internationalistisch ausgerichtet waren, verfolgte der Nationalsozialismus eine völkische Ideologie, die auf einer Hierarchie von „Rassen“ basierte. Sozialismus strebt nach Gleichheit und Kollektivität, der Nationalsozialismus hingegen propagierte Ungleichheit, Führerprinzip und die Dominanz einer vermeintlich überlegenen „arischen Rasse“. Diese Grundprinzipien stehen in fundamentalem Widerspruch zu den Idealen des Kommunismus.

Wirtschaftspolitik: Kein sozialistisches Modell

Weidel argumentiert offenbar mit ökonomischen Aspekten, um Hitler als Kommunisten darzustellen. Dabei wird oft auf staatliche Eingriffe in die Wirtschaft und die Rüstungsindustrie verwiesen. Doch eine solche Lesart ignoriert den Kern der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik: Sie war nicht sozialistisch, sondern diente der Kriegsvorbereitung und Machterhaltung. Private Unternehmen wie Krupp, IG Farben oder Siemens profitierten massiv von den Aufrüstungsplänen der Nazis. Der Staat kooperierte eng mit der Privatwirtschaft, stärkte kapitalistische Strukturen und zerstörte zugleich Gewerkschaften sowie linke Bewegungen.

Kommunistische Systeme hingegen streben nach einer Verstaatlichung der Produktionsmittel und der Abschaffung von Klassenunterschieden. Im Dritten Reich war hingegen der Profit der Konzerne, die sich der NS-Ideologie unterordneten, ein zentraler Bestandteil des Systems. Die nationalsozialistische Wirtschaftsordnung war also kein sozialistisches Experiment, sondern ein staatskapitalistisches Modell, das auf Expansion, Ausbeutung und Unterdrückung basierte.

Hitlers Antisemitismus: Tief verwurzelt im rechten Spektrum

Der Versuch, Hitler in das linke Spektrum einzuordnen, ignoriert zudem die ideologischen Wurzeln seines Antisemitismus. Dieser war eng mit dem völkischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts und den Verschwörungstheorien der extremen Rechten verknüpft, die Juden für den Kommunismus und den Kapitalismus gleichermaßen verantwortlich machten. Hitler inszenierte sich als Retter des „deutschen Volkes“ vor diesen angeblichen Gefahren.

Kommunistische Bewegungen hingegen wurden selbst von den Nationalsozialisten bekämpft und verfolgt. Die Verfolgung von Kommunisten war eine der ersten Maßnahmen nach Hitlers Machtübernahme. Tausende von Mitgliedern der KPD und anderer linker Parteien wurden in Konzentrationslagern interniert. Es ist also völlig abwegig, Hitler in eine ideologische Nähe zum Kommunismus zu rücken.

Die politische Strategie hinter der Verzerrung

Alice Weidels Behauptung ist weniger ein geschichtliches Argument als eine politische Strategie. Sie fügt sich nahtlos in die Taktik der AfD ein, die Geschichte umzudeuten, um die Verantwortung des rechten Spektrums für den Nationalsozialismus zu relativieren. Indem Hitler und die NSDAP als „linke“ Kräfte dargestellt werden, versucht man, die eigene ideologische Nähe zu rechtem Gedankengut zu kaschieren und gleichzeitig die Linke zu diskreditieren.

Diese Strategie ist gefährlich. Sie leugnet nicht nur die historischen Tatsachen, sondern banalisiert auch die ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus. Solche Verdrehungen dienen dazu, die deutsche Erinnerungskultur zu untergraben und den Diskurs über die Schuld und Verantwortung für die Verbrechen des Dritten Reiches zu vergiften.

Ein klares Bekenntnis zur historischen Wahrheit

Die wissenschaftliche Forschung hat den ideologischen Charakter des Nationalsozialismus klar definiert. Der Versuch, Hitler und sein Regime in das linke Spektrum einzuordnen, entbehrt jeder Grundlage und ist Ausdruck einer ideologisch motivierten Geschichtsverzerrung. Es liegt an Historikern, Journalisten und der Zivilgesellschaft, solchen Behauptungen mit Fakten und Argumenten entgegenzutreten, um die historische Wahrheit zu bewahren.

Alice Weidels Äußerungen sind ein Beispiel dafür, wie gefährlich es ist, Geschichte zu instrumentalisieren. Sie sind nicht nur geschichtsrevisionistisch, sondern auch ein Angriff auf die Grundlagen der demokratischen Aufklärung. Es gilt, solche Angriffe entschieden zurückzuweisen – mit Argumenten, die auf Fakten basieren, und einem klaren Bekenntnis zur Wahrheit.

Fotoquelle: Andreas Wolochow / Shutterstock.com

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