Dr. Gitta Jacob

Dr. Gitta Jacob: Wann sollten wir unser inneres Kind in Ruhe lassen – und wann nicht?

Der richtige Umgang mit der eigenen Kindheit

In den letzten Jahren hat sich die Beschäftigung mit dem inneren Kind zu einem regelrechten Trend entwickelt. Zahlreiche Selbsthilfebücher und Therapieansätze widmen sich diesem Konzept und ermutigen dazu, sich intensiv mit den Erfahrungen der Kindheit auseinanderzusetzen. Doch ist das immer der richtige Weg? Die Schematherapeutin Dr. Gitta Jacob stellt in ihrem neuen Buch „Leben geht nur vorwärts“ die Frage: Wann sollten wir das innere Kind in Ruhe lassen und einfach weitermachen?

Heute scheint es ein Reflex geworden zu sein, die Ursache immer direkt in der Kindheit zu suchen.

Dr. Gitta Jacob

Eine zu intensive Selbstbeschau kann die Gefahr bergen, Verantwortung für das eigene Handeln zu untergraben. Dr. Jacob betont, dass Psychotherapie an ihre Grenzen kommt, wenn sie sich ausschließlich um die Vergangenheit dreht. Das ständige Kreisen um die eigene Kindheit kann dazu führen, in alten Mustern gefangen zu bleiben und den Blick für die Gegenwart zu verlieren. Besonders problematisch wird es, wenn in der Gegenwart keine akuten Probleme bestehen, die eine solche Fokussierung rechtfertigen würden.

Im ausführlichen Gespräch mit Daniel Fürg erläutert Dr. Jacob, wie ein ausgewogenes Verhältnis zur eigenen Vergangenheit gefunden werden kann. Es gehe darum, das innere Kind zu erkennen und zu akzeptieren, ohne ihm die Kontrolle über das heutige Leben zu überlassen. Ihr Buch bietet konkrete Denkanstöße und praktische Tipps, wie dieser Balanceakt gelingen kann.

„Leben geht nur vorwärts“ ist ein Aufruf zur Selbstverantwortung und ein Plädoyer für einen pragmatischen Umgang mit der eigenen Geschichte. Dr. Jacob zeigt auf, dass es manchmal besser ist, das innere Kind loszulassen und sich auf das Erwachsenen-Ich zu konzentrieren. Nur so können die Herausforderungen des Lebens wirklich gemeistert werden. Ihre Botschaft: Lernen wir, mit unserer Vergangenheit in Frieden zu leben, ohne uns von ihr beherrschen zu lassen. Denn letztlich geht das Leben nur vorwärts.

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